- Krebs: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
- Krebs: Ursachen und BehandlungsmöglichkeitenDer Begriff Krebs fasst unterschiedliche Krankheitsbilder zusammen. Charakteristisch ist das ungehemmte Teilungsvermögen einer einzelnen Zelle, das zu einer Gewebswucherung führt, die auch als Neoplasie (Neubildung) bezeichnet wird. Die Zelle spricht dann nicht mehr auf körpereigene Regulationsmechanismen der Zellteilung an. Der Arzt spricht von Krebs als klinischem Erscheinungsbild, wenn die lokale Wucherung, also der Tumor, gewebezerstörend weiterwächst. Eine Krebsgeschwulst respektiert keine Organgrenzen. Viele Krebsformen breiten sich zum Beispiel über die Blutbahn aus und siedeln sich mit Tochterzellen, die als Tochtergeschwülste oder Metastasen heranwachsen, in neuen Geweben an.Wie entsteht Krebs?Nicht alle durch Veränderungen ihres Stoffwechsels entartete Zellen führen letztlich auch zur Krebskrankheit. Ein großer Teil von den immer wieder im Körper entstehenden Krebszellen wird von der Immunabwehr erkannt und frühzeitig beseitigt. Bei einem alten oder geschwächten Organismus ist das Immunsystem allerdings oft nicht mehr so leistungsfähig, sodass weniger Krebszellen erkannt und vernichtet werden. Deshalb nimmt das individuelle Krebsrisiko auch mit steigendem Alter zu. Aber auch einem leistungsfähigen Immunsystem können entartete Zellen entgehen, da diese über eine Reihe von Mechanismen verfügen, mit denen sie die körpereigene Abwehr täuschen können. So kann eine Krebszelle kaum Antigene besitzen, gegen die sich Abwehrzellen richten können. Antigene können auch getarnt werden oder es können Substanzen abgesondert werden, die das Immunsystem insgesamt hemmen.Eine ganze Reihe Krebs auslösende Faktoren können die Gefahr, an Krebs zu erkranken, in jedem Lebensalter beträchtlich erhöhen. Bekannte Risikofaktoren sind Asbest, Bleiverbindungen, aromatische Kohlenwasserstoffe in Autoabgasen oder Tabakrauch, Nitrosamine, die im Körper unter anderem aus Nitritpökelsalz zur Konservierung von Fleischwaren gebildet werden, Stoffe in Schimmelpilzen, ultraviolette Strahlen, radioaktive Strahlung und mechanische Dauerreize. Einige dieser Risikofaktoren können sich auch gegenseitig verstärken. Eine Zelle wird niemals durch ein Einzelereignis in eine Krebszelle umgewandelt, sondern es müssen stets mehrere Schritte hintereinander erfolgen. Wenn ein Krebs auslösender Faktor in die Zelle eindringt, darf er nicht vom Organismus entgiftet, sondern muss durch den Stoffwechsel oft sogar noch aktiviert werden.Jede Zelle verfügt von Natur aus über Onkogene (Krebsgene). Es müssen jedoch mehrere Mutationsereignisse in einer Zelle erfolgen, und diese müssen Gene für die Regulation der Zellteilung betreffen, bevor die Zelle zur Krebszelle entartet. Sind durch die Mutationen Gene betroffen, die die Zelle zur Aufrechterhaltung ihrer Lebensfunktionen benötigt, stirbt sie. Genveränderungen, die jedoch zur Krebszelle führen, werden bei Zellteilungen von der Mutter- an die Tochterzellen weitergegeben.BehandlungsmöglichkeitenZur Therapie einer Krebserkrankung hat der Arzt mehrere Möglichkeiten. Eine ist die chirurgische Entfernung des Tumorgewebes oder eines betroffenen Organs. Bei einer Strahlentherapie wird mit Röntgen- oder Gammastrahlen das betroffene Gewebe von außen bestrahlt, oder es wird eine winzige radioaktive Strahlenquelle in den Organismus eingebracht. Diese Bestrahlung führt zu genetischen Schäden, an denen die betroffenen Zellen sterben. Im Erfolgsfall kommt es daraufhin zur Nekrose, der Tumor stirbt ab.Die Krebszellen können durch die Bestrahlung auch in einen programmierten Zelltod, die Apoptose, getrieben werden. Sie ist ein auch natürlich im Körper ablaufen- der Mechanismus, durch den überalterte oder schadhafte Zellen aus dem Organismus entfernt werden. Bei einer Strahlentherapie werden natürlich auch gesunde Zellen geschädigt. Allerdings reagieren Krebszellen in der Regel empfindlicher auf Bestrahlung, und gesundes Gewebe erholt sich leichter von den Strahlenschäden. In der modernen Strahlentherapie lassen sich Form und Richtung einer Strahlenquelle recht exakt auf den Tumor ausrichten. Leider gibt es jedoch Tumorarten, wie den schwarzen Hautkrebs, die praktisch nicht auf eine Strahlentherapie ansprechen.Die dritte Säule der Krebsbehandlung ist die Chemotherapie. Die eingesetzten Medikamente hemmen die Vermehrungsfähigkeit der Erbsubstanz, sodass Zellteilungen unterbunden werden oder die betroffenen Zellen sterben, wenn sie lebenswichtige Proteine nicht mehr bilden können. Leider sind diese Schäden nicht auf Krebszellen beschränkt, da alle sich teilenden Zellen im Organismus angegriffen werden. Dies führt zu den oftmals schweren Nebenwirkungen einer Chemotherapie.Eine relativ neue Möglichkeit der Krebsbehandlung ist die Immuntherapie. Bei ihr wird versucht, Krebszellen durch das gentechnische Einschleusen von neuen Erbinformationen für das Immunsystem angreifbarer zu machen. Eine weitere Möglichkeit ist die Gabe von Spenderlymphozyten oder eigenen, außerhalb des Körpers aktivierten Lymphozyten. Im letzteren Fall wird dem Körper des Erkrankten Blut entnommen; dessen Immunzellen werden gentechnisch behandelt und ihm in aktiver Form wieder zurückgegeben. Diese Behandlungsmöglichkeiten bieten bislang jedoch nur eine beschränkte Aussicht auf Erfolg oder können wohl in der Zukunft als Ergänzung zu den herkömmlichen Verfahren eingesetzt werden, da der Körper ab einer gewissen Tumorgröße nicht mehr in der Lage ist, aller entarteten Zellen Herr zu werden.Prof. Dr. Carsten NiemitzGrundlegende Informationen finden Sie unter:Immunsystem: Intelligenter WiderstandBeyersdorff, Dietrich: Ganzheitliche Krebsbehandlung. Stuttgart 1997.Cytokine und Interferone, Beiträge von Holger Kirchner u. a. Heidelberg 1993. Nachdruck Heidelberg 1994.Krebs - Tumoren, Zellen, Gene, Beiträge von Volker Schirrmacher. Heidelberg 41990.Thema Krebs, herausgegeben von Hilke Stamatiadis-Smidt u. a. Berlin u. a. 21998.
Universal-Lexikon. 2012.